7 Days to Die und das Abbauen irrationalen Denkens

Die Zombieapokalypse kann nicht ausschließlich in Isolation verbracht werden. Durch das Vergraben in den Boden oder einer Höhle kann zwar das vorübergehende Überleben gesichert werden, doch die körperliche sowie emotionale Existenz ist in diesem Zustand der Vergrabenheit doch stark gefährdet. Es gilt also, sich etwas Neues aufzubauen, etwas Neues aber vielleicht auch nur allzu Altbekanntes. Produktionskreisläufe, die die Nahrungsversorgung sicherstellen – und um das gesellschaftliche Bewusstsein zu bewahren, ein Camp für das gemeinsame gemütliche Überleben. Natürlich ist auch eine gewisse Militarisierung in jenen Zeiten erforderlich, es ist leider nicht zu leugnen, die nukleare Aufrüstung beginnt ebenso aufs Neue, doch beginnend mit ein paar spitzen Stöcken. Für all diese Vorhaben ist es also zwingend erforderlich die sichere Ummantelung unserer dunklen Höhle zu verlassen und den Neuanfang zu starten. Wir begeben uns auf die Suche nach den rudimentären Ressourcen, die dieses verkommene Land noch zu bieten hat und verarbeiten sie. Nach und nach bildet sich hier so etwas wie eine Heimeligkeit und die Grundversorgung scheint fürs Erste auch gesichert zu sein. Bald können sich Gedanken über wirklich gesellschaftlichen und ökonomischen Fortschritt gemacht werden. Das Camp wird zu einer großen Festung mit zwiebelschichtig versehenen Mauern und kleine Gemüsebeete werden zu ertragsreichen, auf Effizienz getriebene Großplantagen. Auch unsere Fortbewegungsmethoden erfahren eine Rennaissance. Die Erfindung bzw. die Findung eines Rads und dann noch eines Rads, ermöglicht uns die unfassbare Erleicherung des Besitzes eines Fahrrads. Ein völlig neues Freiheitsgefühl, die Möglichkeiten an einem Tag noch mehr erreichen zu können als jemals zuvor, erhöht den Dopaminausstoß. Und mit all dieser kindlichen Freude beginnen wir zu radeln, weit weg, sehr weit weg. Dann dämmert es.

Mit Anbruch der Dunkelheit kommen letztlich doch Zweifel auf, ob wir es denn noch rechtzeitig nach Hause schaffen. Rechtzeitig für was? Für das Einlullen in die sichere Isolation. Denn die Dunkelheit birgt Gefahren in sich, unerklärliche, mystische Silhouetten von Geschöpfen, die die Fresslust packte, offenbaren sich im Schein der letzten Laternenlichter dieser Straßen. Plötzlich knallt das Adrenalin durch unsere Adern und wir treten mit Gewalt in die Pedalen. Doch inwiefern unterscheiden sich diese Geschöpfe plötzlich von den uns bekannten, tagsüber eher ungefährlich herumschlürfenden und antriebslosen Zombies? Die Dunkelheit weckt ungeahnte Kräfte in ihnen, sie mutieren zu packenden Bestien. Wie von jeglichen Sinnen befreit rennen und kreischen sie auf alles zu, was ihre Fleischeslust stillen könnte.

Oder ist es vielmehr so, dass die Dunkelheit, die das Unbekannte, das Fremde, birgt, unser irrationales Denken und Handeln verstärkt und es uns nur so vorkommt, als seien die Sinne der Zombies geschärft und ihre Kräfte verstärkt? Wenn als Kind die außerhäuslichen Aktivitäten mal bis zur Abenddämmerung andauerten und ein Heimweg mit dem Rad durch die sich langsam verdunkelnden Wege angetreten werden musste, kam ein ähnliches Gefühl auf. Eine irrationale Angst, vor Geräuschen und Silhouetten, die wir nicht einzuordnen wussten – also waren es Gefahren. Der Blick nach außerhalb unseres Fahrradscheinwerfers wird unscharf, die Konturen der Flora gleichen monströsen Strukturen und das Grillenzirpen überdeckt das Geräusch der knisternden Schritte heranschreitender Monster. Wir misinterpretieren unsere Umgebung kläglich, doch in unserer Fantasie ist alles wahr, wir schütten alarmgebende Hormone aus und aktivieren uns unbekannt gewesene Kräfte, die ein Suchtgefühl auslösen können und die wir mit voranschreitendem Alter versuchen zu rekreieren mittels künstlich erzeugten Gefahrgefühls, bei einem Bungee Sprung, einer Achterbahnfahrt oder dem Spielen eines durchschnittlich optimierten Zombie-Überlebensspiels, in dem viele spielerische Möglichkeiten auch das mögliche Auftauchen vieler unterschiedlicher Bugs bedeutet.

Sei es durch Aufklärung oder einer anderen Form der Verständnisaufnahme. Wir lernen uns und unsere Umgebung zu verstehen, die einst unerklärlichen Mythen und verzerrten Monster, das Fremde, einzuordnen – und legen unsere Ängste ab, vor dem im Dunkeln Lauernden sowie vor der Gewaltsamkeit unserer Fantasie. Wir bauen Teile unseres Irrationalen Denkens ab, auch beim Spielen, lernen wir immer mehr Funktionen und Mechaniken eines Spiels kennen, Abläufe einzuordnen. Benutzt in einem Fighting Game jemand einen uns zunächst unfair erscheinenden Move, so müssen wir darauf erst einmal einen Konter, eine Antwort, finden, um das Irrationale Vorurteil abzulegen, dass diese Unverschämtheit einer Gegenwehr unseres Gegners doch viel zu enorm ausfällt. So bricht schließlich auch die Illusion der Isolation, der sicheren vier Wände, von denen wir glaubten, sie könnten uns schützen, wenn diese aufgrund eines Bugs einfach zusammenfallen könnten. Ob dieser Bruch der Isolation nun also per Aufklärung oder durch eine eigene Erfahrung – vielleicht ein Bug, der verdeutlicht, dass das hier ein Produkt unserer Fantasie ist – stattfindet, früher oder später bleibt die Dopaminausschüttung aus und uns fehlt die Kraft weiter fortzulaufen. Ich laufe nicht mehr weg, ich bleibe einfach hier stehen, mit dem Rücken zur Gefahr gewandt und verminderter Verteidigung. Fresst mich doch.

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