Wanderstop Trailer – Erholungszwang in Cozy Games

Durchatmen. Einfach mal zur Ruhe kommen. Erstmal Pause einlegen. Anhalten. Abschalten, kurz die Füße hochlegen, die Seele baumeln lassen. Sich erholen. Wovon eigentlich? Und wofür? All diese Floskeln insistieren, dass wir uns nach Erholung erneut in was auch immer uns erschöpft hatte zurückbegeben. Pausen gelten immer nur als Temporärzustand, somit suggerieren sie zugleich jedoch die Notwendigkeit die benötigte Erholung in ihrer kurzen begrenzten Zeit erzielen zu MÜSSEN. Kurze Pause und dann wieder ins Getümmel. Rein in den Endloskreislauf des Erschöpfens und Erholens. Dem Runterkommen, dem Entspannen – wovon auch immer – lastet somit stets eine absurde Zwanghaftigkeit an. 

Wanderstop – vom neu gegründeten Enticklungsstudio Ivy Road – ein Allstar-Team; bestehend aus u.a. Davey Wreden (The Stanley Parable, The Beginner’s Guide), Karla Zimonja (Gone Home, Bioshock 2: Minerva’s Den), und C418 (Minecraft)

Im Trailer zum demnächst erscheinenden Cozy Game Wanderstop scheint zunächst alles dem trendigen Spielemantra der Gemütlichkeit zu frönen: eine Protagonistin, die aus dem Alltag ihrer Arenakämpfe gerissen wird und plötzlich einen Teeladen in naturbelassener Abgeschiedenheit führen muss, Entspannung, Ausgleich, Ruhe, finden soll; genretypische Spielmechaniken wie Farming und Crafting sind auch erkennbar; und ein niedlicher Cartoon Grafikstil sowie ein Sound- und Umgebungsdesign welche uns zusätzlich in ihrer Aura der Coziness umschlingen. Sieht alles nach einem ziemlich entspannten Spiel, mit entspannter Story aus, um Spielenden ihre wohlverdiente Entspannung zu bieten. Doch dann beginnt die einstmals kriegerische Alta diese Stimmung zu hinterfragen. Ihre Rastlosigkeit holt sie inmitten dieses paradiesischen Idylls ein. Sie scheint uneins mit sich zu sein. Im Konflikt, im inneren Dialog muss sie sich selbst zureden diese Zeit hier zu genießen und glücklich zu sein, sie muss, muss genießen.

Denn das ist es ja wofür all das hier da ist, oder? Die Cozy Games? Die Pause? Damit wir entspannen, mal anhalten, nichts hinterfragen müssen und einfach abschalten? Ist das so einfach? Muss das so? Die designierte Entspannungszeit wird von gedanklicher Anspannung unterbrochen. Bevor jedoch eine weitere Auseinandersetzung mit ihren eher düsteren Gedanken stattfindet und die Scharade der Glückseligkeit komplett zerbricht, schreitet jemand ein und die Vorstellung, der Trailer, endet.

Vielleicht wird sich Wanderstop mit der inhärenten Zwanghaftigkeit des Abschaltens beschäftigen, vielleicht aber auch nicht, vielleicht wird es einfach nur ein weiteres Cozy Game, dass uns entspannen lässt, gedanklich abschalten, uns in seinen simplen und belohnenden Spielkreisläufen gefangen hält und – nein. Muss nicht sein. Das Cozy Game Genre hat eine Auszeit verdient, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, wäre doch ein Gedanke wert. Mir ist schwindlig. Wanderstop erscheint irgendwann, demnächst. Ob es nun entspannt oder anspannt, oder beides zugleich, im Zweigespann. Auf Wanderstop wird nun gespannt gewartet, wie auf die große Pause.

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