Die allgegenwärtige Präsenz des Hausmeisters in Control

Niemand weiß von ihr, niemand soll von ihr wissen. Die Behörde zur Kontrolle paranormaler Aktivitäten agiert im Hintergrund.

Die Behörde nennt sich Federal Bureau of Control und widmet sich der Kontrolle sämtlicher paranormaler Phänomene sowie der Verwahrung von Objekten die von jener Paranormalität besessen sein könnten. Aufenthaltsort der Behörde ist das Älteste Haus. Ein geheimer und unauffindbarer Unterschlupf. Unauffindbar jedoch nur für jene, die nicht von dessen Existenz wissen, sodass nur Eingeweihte Zugang zum Gebäude finden. Doch ist nicht nur dieses Haus von Geheimnissen umwoben, auch den sich darin befindenden Menschen umgibt eine mysteriöse Aura, welche es erst noch zu entmystifizieren, zu entschlüsseln gilt. So wie die vielen verschlossenen Türen, die sich uns nach bester Metroidvania-Machart erst nach und nach eröffnen und wir so schrittweise den vollen Umfang des Hauses in Erfahrung bringen. Während wir als Jesse Faden – die neue Direktorin dieser Behörde – durch das Älteste Haus wandern und versuchen Antworten zu finden auf die vielen Fragen die während unseres Kontrollgangs aufkommen, sowie auf die Fragen die wir selbst als Jesse Faden mit ins Haus brachten – wo zum Beispiel unser verschollener Bruder abgeblieben ist, der vor einiger Zeit von der Behörde mitgenommen wurde – begegnen wir so einigen Personen mit ähnlich mysteriöser Aura wie das Haus selbst, unter anderem, gleich zu Beginn des Spiels, dem Hausmeister Ahti.

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Dadurch liegt auch sofort der Eindruck nahe, Ahti könnte eventuell eine größere Rolle in dieser Geschichte spielen, nicht nur weil er uns gleich zu Beginn in einen immersiven Dialog verführt, auch weil er als Hausmeister in einem Spiel, welches fast ausschließlich an einem Schauplatz stattfindet, vermutlich den Ansprechpartner Nummer eins abgibt, schließlich handelt es sich bei diesem Schauplatz um „seinen“ Ort: dem Ältesten Haus.

Der Hausmeister soll für Ordnung sorgen. Demnach herrscht auch im Ältesten Haus eine nahezu sterile und kühle Atmosphäre. Es erzeugt zunächst den Eindruck von Ordnung. Gleichzeitig verbreitet sich mit unserer Ankunft jedoch das sogenannte „Zischen“ innerhalb des Hauses und sorgt dort zunehmend für Chaos und Unordnung auf den Gängen. Das Zischen ist eine mächtige paranormale Erscheinung, welche den gesamten Betrieb zu befallen und korrumpieren versucht, Menschen sowie das Haus selbst. Als Direktorin versuchen wir dieses Chaos zu bändigen und wer könnte uns dies betreffend besser helfen als der Hausmeister. Schon zu Beginn weist Ahti uns auf die richtigen Pfade, gibt uns wichtige Anweisungen, und hinterlässt uns Aufgaben auf seinem Schwarzen Brett. Denn er selbst, nun, Ahti begibt sich jetzt erst einmal in einen scheinbar wohl verdienten Urlaub.

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Sind wir hier eigentlich die Direktorin, oder die Aushilfe des Hausmeisters? Oder ist es vielmehr so, dass das eine mit dem anderen gar nicht mal so viele Differenzen aufweist wie gedacht? Letztlich sind wir beide für die Ordnung innerhalb des Betriebs zuständig. Nur ist es eben so, dass die eine Position die Befehlende und die andere die Ausführende besetzt. Doch wer lenkt hier eigentlich wen?

Das Spiel beginnt ohne Einweisungen. Wir sind Jesse Faden, scheinen auf der Suche nach jemandem zu sein und betreten das Gebäude der Behörde. Die erste Person die wir antreffen ist Ahti. Er begrüßt uns als wären wir eine Bewerberin auf einen Posten als seine Assistenz, nicht wirklich unsere Intention. Daraufhin weist er uns auf direktem Wege ins Büro des Direktors, woraufhin wir selbst auf ominöse Weise zur neuen Direktorin werden, dem vermeintlich höchsten Posten der Behörde.

Stellt sich heraus, wir sind letztlich wohl tatsächlich die Assistenz des Hausmeisters. Ahti brachte den Stein ins Rollen und fortan vollbringen wir immerzu seine Aufgaben, welche nur zu noch mehr Aufgaben führen, während unsere eigentliche, unsere eigene Intention immer mehr in den Hintergrund gerät. Und letztlich, nachdem wir den Großteil seiner Aufgaben erledigt haben, dürfen wir uns der Beantwortung unserer eigenen Fragen widmen. Wir leihen uns seinen Kassettenrekorder samt Kopfhörer, mithilfe deren wir uns durch das Aschenbecherlabyrinth manövrieren können. Ein Sicherheitsmechanismus der Unbefugten den weiteren Zugang verwehren soll. Ahti kennt also entweder einfach nur die richtigen Tricks um diese zu umgehen, oder er selbst ist der Inszenator des großen Ganzen.

Von „oben“ lenkt er die Geschehnisse, rückt alles zurecht, mittels minimaler Einflussnahmen, gibt uns Anweisungen aus dem Hintergrund. Seine Machtlenkung betreibt er unspürbar übers Unterbewusstsein und erzeugt dadurch eine allgegenwärtige Präsenz, die ihn unerlässlich für ein flüssiges Treiben der einzelnen Gewerke und Abteilungen des Hauses machen. Es ist fast so, als wäre die Hausmeisterfassade nur eine Tarnung. Es ist fast so, als wäre er die Manifestation des Hauses selbst. Es ist fast so als überinterpretiere man ihn. Vielleicht ist er nur ein freundlicher Hausmeister mit schrägem Sinn für Humor. Eines kann man jedoch festhalten, seine unbändige Leidenschaft zum finnischen Tango ist ansteckend.

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