Mein erstes Final Fantasy. Man hört und sieht ja schon so einiges von der Marke und kann dadurch einschätzen auf welches Kitsch-Level man sich gefasst machen kann. Die Opening-Sequenz wird zwar stimmig inszeniert – die Boys beginnen ihren Roadtrip mit einer Panne und müssen die Karosserie anschieben, während im Hintergrund „Stand by me“ anläuft und sie sich Kommentare an die Köpfe schmeissen. Darauf dann eine Kamerafahrt in die Höhe und der Final Fantasy Schriftzug ploppt auf. Das war eine nette Charaktereinführung, muss ich zugeben – aber abgesehen davon war ich doch erst einmal abgeschreckt. Denn alleine das androgyne Charakterdesign macht auf den ersten Blick so einen „unverschämt abgehobene Boygroup“-Eindruck.
Nachdem man dann gezwungenermaßen mehrere Stunden mit der Klischeeboyband verbracht hat, wachsen sie einem doch irgendwie ans… naja soweit würde ich nicht gehen. Aber sie erhalten mehr Tiefe und werden tatsächlich ein wenig menschlich. Die kitschigen bis creepyhaften Dialoge bleiben natürlich trotzdem noch Bestand des Spiels. Jedoch kommt es durchaus auch zu kumpelhaften und neckischen Kommentaren zwischen den Dudes. Da wird sich auch gerne über die Prinzenattitüde des Protagonisten lustig gemacht oder halt verbal auf den Lauchboy eingehauen. Dadurch entwickelt sich die Dynamik innerhalb der Party zu einem nachvollziehbar freundschaftlichen Verhältnis. Wenn es dann zu einem bedauerlichen Vorfall innerhalb der Gruppe kommen sollte, leidet man vielleicht auch mit.
Die offene Spielwelt bietet meiner Meinung nach nicht wirklich etwas, was sie rechtfertigen würde. Es gibt halt typische Monster-Mobs und viel Leere wie bei sämtlichen MMORPGs. Jedoch bietet sie einen schönen Schauplatz zum Bereisen und reinem Erleben des Spielablaufs. Wenn man keine erzwungenen Blicke hinter die Kulissen wagt, fällt einem die leere Spielwelt auch gar nicht auf. Als lineares Spiel mit offener Welt funktioniert’s ganz gut. Später wird es ja auch noch linear linear.
Das Questen und Leveln hat mir die ersten 20h ehrlich gesagt verdammt viel Spaß bereitet. Dann fing es allerdings an storybedingte Brüche in der Spielwelt zu geben und das Spiel wurde linearer. Per Zeitreisehund gab es zwar die Möglichkeit in die „alte Welt“ – also in die Open World – zurückzukehren, um notfalls ein paar Quests nachzuholen, aufzuleveln oder einfach die inhaltsleere Spielwelt zu beschnuppern, aber die habe ich nicht genutzt.
Das letzte drittel bzw. der lineare Spielteil hat fast ausschließlich in sperrigen unansehnlichen Arealen stattgefunden. Gefühltes stundenlanges Durchwandern von eintönig tristen Imperiumsgebäuden hat mich stark genervt. Da kam keine angenehme Atmosphäre auf, auch keine unangenehm Angenehme, nur unschön. So habe ich, wahrscheinlich auch früher als das Spiel vorgesehen hatte, das Ende forciert. Indem ich mich einfach mit so vielen Tränken und Powerups eingedeckt habe wie möglich und die Bosskämpfe so stumpf wie möglich begangen habe. Ich hatte leider einfach keinen Bock mehr, so hatten die Bossbegegnungen auch keine Chance mehr zu glänzen. Nach dem Bruch der Spielwelt hatte ich keine Lust „zurückzureisen“ um weiterzuleveln. Man will beim Spielen doch in der Geschichte voranschreiten und nicht zurück. Also war „schäbige Kulissen ertragen und sich durch die Kämpfe mogeln“ angesagt, um die weitere Geschichte zu erfahren.
Ein Fan bin ich im Nachhinein zwar nicht geworden. Aber es hatte dennoch seine Momente. Wobei eigentlich nicht, da stechen nicht wirklich einzelne Momente heraus, die hängen geblieben sind. Sondern eher das Gesamterlebnis und dieses Roadtrip-Gefühl verbleiben in Gedanken. Leider empfand ich das Ende eher als mühselig.