Wolfenstein: The New Order schon gut abgefeiert damals, da steht der Kauf des Nachfolgers gar nicht erst in Frage. Sympathische Charaktere und Story im brachialen Action-Gewitter. Zudem unzählige Nazis in der Haut von B.J. Blazkowicz vollstrecken. Der erste Teil hat schon den immer wieder schweren Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit geschafft, kann der Nachfolger in irgendeiner Weise einen DRAUFSETZEN? Eine bestimmte, bei Vielen in den KÖPFEN verbleibende, Zwischensequenz sollte das geschafft haben. Get it?
B.J. Blazkowicz aka Terror-Billy hat die Geschehnisse des Vorgängers, den letzten erschöpfenden Todeskampf mit General Totenkopf, überraschenderweise überlebt – wie eine After-Credits Hubschrauber-Rettungsszene schon andeutete – und setzt nun mit dem Wiesenauer Kreis den Widerstandsfeldzug gegen das Nazi-Regime fort. Die Nahtoderfahrung aus dem letzten Teil hat B.J. jedoch nicht unversehrt überstanden. Lediglich ein robust metallischer Kampfanzug, welchen Caroline Becker ihm übergibt, hält seinen in sich zerfallenden Körper noch zusammen. Auf der Antagonistenseite werden uns nun die verbliebene Regime-Oberriege in Form von Frau Engel und Kanzler Hitler himself begegnen. ‚Tschuldigung, ich meine natürlich Heiler. Was ist da eigentlich los? Warum wird immer noch nicht offen mit dem Thema umgegangen? Oder war die deutsch zensierte Lokalisation eine Entscheidung seitens Bethesda? Unnötig, aber anderes Thema. Die Lokalisation an sich ist sehr gelungen. Gute Sprecher und an den Übersetzungen ist auch nichts negativ aufgefallen, Nur eben die Zensur sowie einige stark asynchrone Cutscenes.
Das Durchspielen auf normalem Schwierigkeitsgrad war bereits relativ fordernd, was nichts schlechtes bedeutet. Aber im Fall der PS4 Version hat man doch relativ lange Ladezeiten nach dem Ableben zu erwarten. Daher kann da schon mal Frust aufkommen, vor allem wenn man die Speicherfunktion nicht berücksichtigt und die großzügig weit zurücksetzenden Respawns in Kauf nehmen muss. Zudem wird der ansonsten sehr actionlastige antreibende Spielfluss durch ständige Wegfindungs-Probleme entschleunigt. Immer wieder wird man aus dem Flow gerissen nachdem ein Levelabschnitt von Nazis befreit ist. Wo ist der eine Spalt, die Luke oder sonstige übersehbare Ecke im weitläufigen Level, welche einem ein Vorankommen ermöglicht. Der Ton war teilweise auch nicht allzu angenehm abgemischt und Soundeinstellungen gab es nicht. Wenn das Gestöhne von in Deckung sprintenden- oder springenden Protagonisten, den Kugelhagel bzw. generellen Action-Bombast übertönt, hätte ich mir gerne ein um Soundeinstellungen erweitertes Menü gewünscht.
Da das alles aber Meckern auf hohem Niveau ist, verbleibt immernoch ein großartig brachiales Ballerfest mit den sympathischen Figuren des Vorgängers, aber auch einigen Neuzugängen in der Crew, die zu beeindrucken wissen, aber auch das Fremdschamgefühl hochtreiben können. Da gab es viel Unangenehmes mit einer gewissen Engelstochter. Die Story begeistert zwar nicht durch ihre Tiefe oder irgendwelche Plottwists, durch die sympathisch abgefahrenen Charaktere reißt sie einen aber trotzdem mit. Das klassische Deckungsshooter Gameplay ist und bleibt spaßig. Das kracht, knallt, spratzt. Zusätzlich werden einem noch Gadgets, Waffen-Upgrades und Akimbo-Möglichkeit an die Hand gegeben um den eigenen Spilstil zu prägen. In meinem Fall hat sich der Spielstil allerdings durch einen anderen essentiellen Bestandteil des Spiels geprägt. Die Cutscenes. Offensiv durchs Level sprinten nur um den nächsten Storyhappen zu vertilgen. Das Leveldesign ist schlauchig, wirkt aber offen und ist meist bestimmt von Grautönen, welche die düster dichte Atmosphäre unterstützen. Einige optische Ausbrüche gibt es trotzdem, wie die offenen Straßen des besetzten Roswells oder ein Ausflug in Blazkowiczs alte Heimat Texas. Außerdem dient ein U-Boot fortan als Rückzugsort und Unterkunft sämtlicher Widerstandsangehöriger und solchen die es werden wollen. Ein schnieker Schauplatz für die zwischenmenschlichen Zwischensequenzen und Nebenmissionen, in welchen es mal nicht um die Weltenrettung sondern eben um mehr persönliche Geschichten geht.
TL;DR: Wolfenstein II ballert hart.