Barbie, Ken, Malibu Stacy, Namen, Begriffe und Gesichter, welche man mit dem Künstlernamen Malibu Ken in Verbindung bringen könnte. Sie repräsentieren Schönheit in oberflächlicher Reinform, sollen ein vorbildhaftes Ideal für Schönheit und Selbstbestimmung darstellen. Wie viel und was die Kinder letztlich in ihre Puppen und Actionfiguren hineininterpretieren, bleibt ihnen überlassen. Die Fantasie eines Kindes kann selbst einer charakterlosen Plastikpuppe einen Hauch von Seele einverleiben. Den Gebrauch sowie die Kritik an einer Barbiepuppe maße ich mir nicht an zu beurteilen. Aber dass es sich hier um ein rein oberflächliches Produkt handelt, welches einzig von der Vorstellung des Consumers lebt, steht wohl außer Frage. Es sind lediglich Masken, leere Hüllen, in welche der Consumer, so etwas wie eine Persönlichkeit, erst hineindeuten muss. Nun gewährt Malibu Ken einen Blick hinter seine Maske der Schönheit. Als Vertreter der Plastikpuppenvereinigung tritt er heraus und offenbart etwas, was dem Sinnbild seiner Artgenossen widerspricht; Hässlichkeit. Steckt etwa doch etwas hinter diesen Plastikhüllen oder ist es nur die Interpretation einer Persönlichkeit? Ein Blick auf Malibu Ken und das gleichnamige Album.
Malibu Ken ist eigentlich ein Duo. Ein Duo bestehend aus dem lyrisch begabten Aesop Rock und Tobacco, welcher sich für die experimentelle Klangkulisse des Albums verantwortlich zeichnet. Gemeinsam agieren sie hinter der Maske des Malibu Ken, lassen sich von diesem repräsentieren. Die Beats Tobaccos unterstützen die Sprachgewalt Aesops ungemein. Keins von beidem scheint zu überwiegen, sie ergänzen sich gut. Aesop Rock hat stets viel zu erzählen und scheut nicht davor auf ein ausgeprägtes Vokabular zurückzugreifen, dabei entsteht eine immense Wortanhäufung, die man auch erst einmal wissen muss mittels Beats einzufangen.
In „Acid King“ begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise – ins New York der 80er, der Heimat Aesops sowie der Heimat des besagten Acid Kings aka Ricky Kasso. Die Geschichte des Acid Kings ist keine schöne, sie steht sogar im starken Widerspruch zum schönen Malibu Ken, sie ist eine hässliche. Die Geschichte ist eigentlich ein Mordfall, Ricky Kasso hatte seinen Freund Gary Lauwers in Anwesenheit zweier weiterer Freunde, kaltblütig erstochen, in einem Anflug, einem Mix, von Drogenrausch und okkultistischem Gedankengut. Aesop dröselt den Fall auf, versucht ihn auf erzählerische Weise zu erläutern. Wer noch nie davon gehört hat erhält hier einen guten Eindruck vom Geschehenen. Damals hat der Fall wohl starke mediale Wellen geschlagen, vor allem wegen den Beweggründen und Interessensgebieten des Täters. Kasso äußerte von Satan selbst in Form einer Krähe zu dieser Gräueltat aufgefordert worden zu sein.
Credits in Videobeschreibung
Ein unangenehmes Video für einen unangenehmen Zwischenfall. Ein Gesicht in Nahaufnahme, zwar im Comicstil gehalten, doch dadurch nicht weniger abstoßend. Der Zerfall wird hier optisch sowie lyrisch gut eingefangen. Malibu Ken durchläuft einen äußerlichen Zerfall während in der Erzählung selbst Ricky Kasso ein innerer, ein menschlicher Zerfall widerfährt. Malibu Ken lässt literally in sein Innerstes blicken, hinter seine Maske. Der durchgehend eher düstere Ton des Songs – passend zur Story – erhält zum Ende einen optimistischen Abklang, welcher erneut Sound sowie Text betrifft. Die schmutzigen Synth-Beats transformieren geschmeidig in eine letztliche beinahe schon tanzbare Harmonie mit Feelgood Botschaft, when „it’s starting to feel like a nice night“.