Das Ultimatum des Uhu – Sekiros Weihnachten

Die besinnliche Zeit nähert sich. Eine Zeit der Zusammenkunft, des fürsorglichen Miteinanders, des gemeinschaftlichen Austauschs. Oder auch eine Zeit familiärer Unbequemlichkeiten, Streits und neu aufkeimender Diskrepanzen. Heimelig und familiär wird es jedenfalls, und ein gewisser Austausch findet statt, ob auf angenehme oder unangenehme Weise sei erst mal dahingestellt.

Familie, nicht immer werden wir in sie hineingeboren. Manchmal kommen sie uns auch erst noch entgegen. Manchmal finden wir sie, suchen sie uns selbst aus. Doch was sie wirklich auszeichnet ist, dass sie füreinander da ist. Sie braucht einander, hilft einander. Sie würde unzählige Tode füreinander sterben, Riesenaffen, untote Kreaturen, mächtige Samurai und Schlangendrachen aus asiatischer Folklore füreinander bekämpfen und auch generell sich in die absurdesten Gefahren begeben, nur um einen Stein und eine Blume zu beschaffen, für ein noch absurdereres Aufhebungsritual. Sie kann also sinnstiftend wirken, wir tun Dinge, an die wir ohne sie gar nicht erst denken würden. Sie kann bindend wirken, aber auch abstoßend. Sie beeinflusst unsere Taten, weckt einen Beschützerinstinkt, oder lässt uns sich von ihr distanzieren.

Ein bisschen Weihnachten lässt sich auch in Sekiro finden. Sekiro ist früh zum Waisen geworden, wurde anschließend unter die Obhut des Uhus aufgenommen und widmete seine unbeugsame Loyalität später seinem Schirmherren Kuro. Er durchlief verschiedenste Abläufe familiärer Findung. Seine natürliche Familie verlor er, seinem Ziehvater stellte er sich entgegen, um letztlich seinem Schirmherren Loyalität zu beweisen. Doch warum?

Einst herrschte im fiktiv feudalen Ashina ein unerbittlicher Krieg, der das Land in Blut tränkte. Auf einem dieser blutgetränkten Schlachtfelder fand sich der junge Waise namens Sekiro verwahrlost wieder. Ein erfahrener Krieger sammelte ihn auf, der Uhu, zog ihn groß und brachte ihm die Lehren eines Shinobis bei. Lehrte ihn in Ehrfurcht, Loyalität und die Kampfkünste eines meisterhaften Schwerkämpfers. Ein selbstloser Erretter verlorener Seelen ist der Uhu dennoch nicht, er hatte größeres vor mit Sekiro, dem jungen Wolf. Schon bald sollte sich dessen Ausbildung für den Uhu auszahlen, schon bald sollte Sekiro vor ein Ultimatum gestellt werden, welches über die Zukunft des zerrütteten Landes entscheiden könnte.

Nachdem Sekiro seine Ausbildung unter dem Uhu abgeschlossen und dessen Fittiche verlassen hatte, gewährte er seine Dienstleistungen dem jungen Lord Kuro. Fortan sollten seine Shinobi-Fertigkeiten seinem Schirmherren dienlich sein, und unter diesem Schirmherren sollten sie auch wesentlichst auf die Probe gestellt werden. Denn Kuro ist ein sogenannter Drachenerbe, was eine unkontrollierbare Macht mit sich birgt: Den Fluch und Segen der Unsterblichkeit, welcher allerdings auch alles Leben um sich herum zerfrisst und korrumpiert. Eine Macht die von solch großem Interesse ist, dass auch die großartigsten Machtinhaber des Landes versuchen einen Anspruch daran zu äußern, versuchen Kuro zu bekehren, ihn für ihre persönlichen Zwecke zu missbrauchen und die Gefahren dieses Fluches missachten. Selbst engste Vertraute wendeten sich letztlich gegen ihn, um sich die Unsterblichkeit greifbar zu machen. So versuchte es auch der Uhu. Der Uhu inszenierte einen Coup, welcher Kuros Umfeld ins Verderben führte, das Anwesen gebrandschatzt und Angehörige gemeuchelt, auch Sekiro. Doch konnte er Sekiro nicht so leichtfertig aufgeben.

Kuro verlieh ihm einen Fluch, um ihn zu retten, doch auch sich selbst und das Land. Denn mithilfe Sekiros würde er mit seinem Vorhaben, das Land von jenem Fluch zu befreien, fortfahren können. Jenen Fluch des Drachenerben, welchen er nun auch Sekiro aufbürden musste: Die Unsterblichkeit. Sekiro würde von nun an unzählige Tode sterben müssen, um seinem Schirmherren Schutz und Dienst zu gewährleisten. So macht er sich auf, um die nötigen Mittel für eine Aufhebung des Fluches einzusammeln. Einen Stein, eine Blume, und ein mystisches Schwert. Diese Zutaten sollen Kuros abstrakten Bund zur Unsterblichkeit lösen und somit auch die weitere Verbreitung davon aufhalten können.

So beginnt Sekiros Reise voller tödlicher Gefahren. Nur um letztlich den Wunsch seines Schirmherren erfüllen zu können. Eine wahre Weihnachtshetze, mit klassischen, weihnachtlichen Besorgungen für ein klassisches, weihnachtliches Familienritual.

Wenn es dann endlich weihnachtet, die Familie näher zusammenrückt, die Geschenke besorgt und die Klingen gewetzt sind, dann beginnen auch so langsam die familiären Streitereien auszuarten, es werden Vorwürfe durch den Raum geworfen und Forderungen, existenzielle Ultimaten gestellt. Alles kulminiert in einer familiären Zusammenkunft sondergleichen. Alle kommen sie zusammen, zu einem Showdown bei untergehender Sonne auf der Dachterasse eines Dojo-Tempels. Es geht um Entscheidungen, die das Leben vieler beeinflussen werden. Wendet der junge Wolf sich gegen seinen Ziehvater, oder schließt er sich dessen Pläne der Machtübernahme an, was wird nur geschehen? Der Baum brennt. Die Zukunft Ashinas steht auf dem Spiel. Die Zukunft Weihnachtens. Was für ein Pathos. Was für eine Esoterik. Was für ein pathetisches, esoterisches Fest. Frohes Fest.

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