Endlich kann ich mit gutem Gewissen mal wieder meinem selbstauferlegten Berichterstattungsauftrag über swagkulturrelevante Phänomene nachkommen. Anime-Connaisseur:innen wissen natürlich schon längst darüber Bescheid – über Jujutsu Kaisen. In Jujutsu Kaisen geht es auch um das Bearbeiten von Phänomenen, dämonischen, meistens ums Austreiben solcher. Dafür zuständig sind sogenannte Jujuzist:innen, denen wir in dieser Serie folgen. Im Mittelpunkt stehen drei frisch angehende Jujuzist:innen und deren Sensei. In vielen Aspekten also wie ein klassischer Shonen aufgebaut. Ein herausstechender optimistischer Protagonist mit verborgenen Kräften, die es für ihn im Laufe der Serie auszubauen und zu meistern gilt, eine Gruppe aus unterschiedlichen Figuren, die immer stärker zusammenschweißen, ein lässiger mit hohem Powerlevel versehener Sensei und eine Welt, in der irgendeine Form von Superkräften existiert – hier ist es die Fluchmagie. Doch abseits von den vielen oberflächlichen Gemeinsamkeiten mit anderen Shonen Animes kann Jujutsu Kaisen sich leichtens mit eigener Persönlichkeit abgrenzen. Starke Charakterzeichnung, mit eigenem Flair, die Figuren wirken stets authentisch und wirken auch nie pathetisch, obwohl der Pathos ja oftmals dazu gehört. Vielleicht kommt er auch hier vor, nur wirkten diese Szenen dann zumindest nicht allzu fehlplatziert. Die Serie hat viele eigene interessante Kniffe. Die Darstellung ist explizit. Die Kämpfe folgen zwar klassischer Animelogik, so wird mit den Körpern der Kontrahenten Umweltzerstörung betrieben, oder dem Gegenüber wird mitten im Kampf noch mal explizit die eigene Kampftechnik erläutert, doch die Kämpfe sind stets ordentlich impactful und detailreich animiert. Außerdem wird die Anwendung von Fluchmagie und die Entstehung von Flüchen versucht genauestens zu erläutern und somit eine stabile möglichst nachvollziehbare Basis für ein Kräftesystem innerhalb dieser Welt aufgebaut. Für die gewohnt unsinnigen Diskussionen und Erläuterungsrunden zwischen Kontrahent:innen inmitten eines Kampfes, hat der Anime tatsächlich auch eine solide Rechtfertigung parat. Nun weichen wir jedoch ab, vom eigentlichen Thema. Rundum ist es einfach ein sehr guter, unterhaltsamer und ungewöhnlicher Anime. Aber wir wollen uns ansehen warum und wie hier die Swagregler aufgedreht werden, schließlich geht es hier auch um wirklich ernste Themen und Belange. Die Protagonist:innen haben es mit Personifiierungen von Flüchen zu tun, müssen sie aufsuchen und austreiben. Diese Flüche sorgen für viel Leid und Chaos, besitzen teils eigenständige Persönlichkeiten, Ansichten und Ziele, mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt. Da braucht es nicht nur kampfbegabte sondern auch ziemlich willensstarke und charakterfeste Persönlichkeiten auf der Seite der Exorzist:innen. Exorzist:innen, die den Flüchen mit Gelassenheit und Entschlossenheit gegenübertreten können.
Jujutsu Kaisen tritt mit vielen einzigartigen Figuren auf, die jeweils einzigartige Charaktermerkmale sowie Kampfstile aufzeigen. Sie strahlen alle eine besondere Aura aus, eine Aura von nicht zu verachtend hohem Grad an Swaggyness. Sowohl auf Design- und Animationsebene, als auch auf Charakterebene, werden die Figuren hier in edelster Badass-Manier in Szene gesetzt. Vor allem im Abspann wird dem zeitgenössischen Swagger gefrönt. Während in den Episoden selbst verständlicherweise eher dem Fortschreiten der Handlung sowie der Charakterentwicklung Aufmerksamkeit geschenkt wird, dürfen unsere Protagonist:innen in After-Ending-Szenen, sowie den zwei bisherigen Endings bzw. Abspännen selbst, ihren Lifestyle abseits der Fluchaustreibungskunst zelebrieren. Und dem zuzuschauen macht ungewöhnlich viel Spaß. Die Swagdetektoren schlugen hier verhältnismäßig enorm hoch aus.
Auch im zweiten Ending wird entspannt. Auch wenn dieses mit stark melancholischem Unterton besetzt ist, bleibt auch hier der zeitgenössische Swagger erhalten. Wir sehen schön inszenierte Smartphonekameraaufnahmen, doch nicht bedeutungslose. Sie sind Ausdruck der mittlerweile fester zusammengeschworenen Gruppe, während im ersten Ending noch der Fokus auf die jeweilige Individualität der Personen lag, werden sie uns nun im Zusammensein präsentiert.
Also, kann man gucken. Sehr gut sogar. Nicht nur, sondern auch, aufgrund der swagbeladenen Openings und Endings.