Resident Evil 3 Remake beginnt mit einer kurzen Alptraumsequenz. Daraufhin erwachen wir, und zunächst scheint alles so wie im vorigen Alptraum, nur dass sich die Ereignisse nun fortzusetzen scheinen. Hier beginnt das Spiel, der reale Alptraum, für Jill, aber auch für so manche Spielende. Denn spielerisch stellte dieses Remake einen Alptraum der Linearität dar. Doch wenn man es so betrachtet könnte ja beinahe schon ein künstlerischer Ansatz in dieser spielerischen Alptraumhaftigkeit zu finden sein. Denn so linear es auch sein mag, in dieser Linearität liegt ja auch eine Zwanghaftigkeit, eben wie die eines Alptraums. Wir werden ihr ausgesetzt. Und diese Auslieferung an die Zwanghaftigkeit wird auch anhand von Jill veranschaulicht. Manchmal haben wir keine Wahl, wir sollen einfach nur geradeaus laufen, unser Alptraum bestimmt die Richtung. Ein Alptraum, wiederum veranschaulicht durch Nemesis. Einen Nemesis, der uns bis in den Schlaf folgt, der einfach nicht aufhört, wie sehr man sich auch dagegen wehrt. Einen Nemesis, der seinen Namen verdient hat, ja, er ist nicht nur Jills Nemesis, er verkörpert nicht nur einen Nemesis, er heißt auch Nemesis. So unterliegt womöglich auch er selbst dem Zwang seines eigenen Namens, vorbestimmt in seinem Sein und Werden. Einzig und allein darauf ausgerichtet, das zu sein was sein Name aussagt. Nemesis gibt die Richtung vor, übt den Zwang auf Jill aus. Wir werden durch das Spiel gehetzt. Rätselpassagen, Momente der Ruhe, oder eine Freiläufigkeit wie noch im grandiosen Remake des zweiten Teils, gibt es kaum bis gar nicht mehr. Es ist eben ein wahrer Alptraum. Wir haben ihn zu ertragen, besitzen kaum spielerische Freiheiten mehr, rennen einfach hindurch. Und doch glauben wir immer wieder ihn bewältigen zu können. Zu entkommen, oder ihn gar zu besiegen, diesen Alptraum, diesen Nemesis. Es ist zwar ein lineares Abenteuer, dass sich jedoch wie im Kreis zu drehen vermag. Wir laufen vor Nemesis weg, dann kommt es zu einem vermeintlich vernichtenden Bosskampf in dem wir Nemesis kurzzeitig außer Gefecht setzen und uns in den Irrglauben versetzen kurz durchatmen zu dürfen, nur um daraufhin wieder festzustellen, dass wir wieder weglaufen müssen und weitere Kämpfe gegen Nemesis führen müssen. Jill ist ein gebeutelter Charakter, welcher den immergleichen Emanzipationskampf gegen Nemesis führen muss, sich davon jedoch nicht ermüden lässt. Es mag zwar ein ewig währender Alptraum sein, aus dem sie jedoch immer wieder siegreich hervortritt. Denn sie bezwingt Nemesis immerzu. Sie scheint bereit sich diesem Kampf zu stellen, führt ihn immer wieder. Das Spiel gipfelt zwar in einem abermals vorinszenierten, alptraumhaften Bosskampf mit Nemesis, dafür wird hier dann aber auch nicht an Übertreibung und inszenatorischem Willen gespart. Jill darf die symbolträchtige Führung ihres Alptraums übernehmen und wir beginnen uns zu fragen, wessen Alptraum dies hier eigentlich sein soll. Schließlich ist auch Nemesis dazu verdammt als biologische Waffe seinem einzigen Ziel auf ewig hinterherzurennen und von diesem ständig auf brutalste Weise niedergestreckt zu werden. Am Ende blickt Jill noch einmal zurück auf die hinterbliebene Leere, nur darauf wartend, dass der Alptraum wieder von vorn beginnt. Dieses Spiel mag zwar enden, doch der Alptraum der beiden endet nicht. In Dead By Daylight dürfen Jill und Nemesis sich auch weiterhin im Kreis drehen, Runde um Runde, im ewig währenden Alptraum.
